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Benno Herzog
UTOPIE kreativ, 208: 144-156
Publication year: 2008

Zusammenfassung

Arbeit gilt sowohl in den Sozialwissenschaften als auch in linken Bewegungszusammenhängen als ein Schlüsselbegriff zum Verständnis gesellschaftlicher Verhältnisse. Allerdings wird nicht immer dasselbe gemeint. Arbeit ist je nach Kontext Beitrag zur persönlichen Freude, Fundament des Reichtums der Nationen, Waffe zur Befreiung der Unterdrückten, Ausdruck religiöser Spiritualität, Garant von Autonomie und Freiheit, patriotische Tugend, ökonomische Notwendigkeit, Spaß und vieles mehr. Der ökonomische, soziale und kulturelle Kontext entscheidet oft über die spezifische Bedeutung des Arbeitsbegriffes. Bedeutungsinhalte sind in vielen Fällen gerade keine Selbstverständlichkeiten. Im Folgenden wird der Hintergrund verschiedener Konnotationen des Arbeitsbegriffes beleuchtet. Der Verweis auf Unterschiede in Europa und entlang der Zeitachse verdeutlicht die Vielfalt des Arbeitsbegriffes und schärft den Blick für die feinen Unterschiede und die latent kommunizierten Selbstverständlichkeiten, wenn Menschen über Arbeit sprechen. Dabei erhebt der Text keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit – im Gegenteil: Die Auswahl der untersuchten Aspekte und regionalen Besonderheiten kann deutlich erweitert werden.
Der Arbeitsbegriff in Deutschland steht dabei im Mittelpunkt der Darstellung, aber der Methode des permanenten Vergleichs folgend wird in jedem Abschnitt mit dem Verweis auf Alternativen innerhalb Europas (und hier besonders Englands und Spaniens) die Nicht-Selbstverständlichkeit der eigenen Diskursgeschichte herausgearbeitet.
In einem ersten Schritt werden der Katholizismus und zwei Arten des Protestantismus mit ihren Auswirkungen auf die Vorstellung von Arbeit dargestellt. Im zweiten werden politische Aspekte – allen voran die Rolle des Bürgertums und sein Einfluss auf die Konnotation von Arbeit – beschrieben. Im dritten und letzten Teil geht es dann um die ökonomischen Aspekte des Arbeitsbegriffes – also um die Frage, wie unterschiedliche ökonomische Gestaltungen des Kapitalismus die Wahrnehmung der Arbeit beeinflussen. Dabei sind sowohl Verbindungslinien von einem Aspekt zum anderen als auch historische Kontinuitäten zu erkennen. Dennoch wird mit der Vielzahl möglicher Arbeitsbegriffe gerade die Kontingenz des jeweils Verwendeten behauptet.